Blass, rot, feucht und lebendig sollte sie sein, mit einem dünnen, weißen, klaren Belag. Die Rede ist von der Zunge. Neben einer ausführlichen Anamnese und der Pulsdiagnostik, ist die Zungendiagnostik in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) eines der Hauptverfahren zur Beurteilung der körperlichen Verfassung.
Was wird bei der Inspektion der Zunge untersucht?
- Zungenoberfläche (Belag, Risse, Farbe, Flecken) - Größe der Zunge - Zungenform - Beweglichkeit der Zunge - Unterseite der Zunge (Venen) - Reflexzonen auf der Zunge
So wie die Reflexzonen an den Handflächen, Füßen und Ohren in Beziehung zu den Organen stehen, gibt es auch auf der Zunge Areale, die in Bezug zu den Organen stehen. Die Grundlage dieser Zuordnung ist das Meridiansystem. In der TCM fließt die Lebensenergie (Qi) in Leitbahnen (Meridiane) durch den Körper. Auffälligkeiten in bestimmten Bereichen der Zunge können demnach Hinweise auf Funktionsstörungen der entsprechenden Organe geben. Die grobe Einteilung dazu:
- Zungenspitze: mitte - Herz; rechts und links - Lunge - Zungenmitte: mitte - Magen, Bauchspeicheldrüse; rechts und links - Leber und Galle - Zungengrund: mitte - Darm; rechts und links - Nieren
Das Wissen über die Zungen- und Pulsdiagnostik beruht auf eine jahrtausendealte Erfahrungsheilkunde aus Indien (Ayurveda) und der TCM. Erkenntnisse aufgrund der Zungendiagnostik werden von der westlichen Medizin nicht wissenschaftlich anerkannt. Einige grundlegende Zeichen aus der Zungendiagnostik haben es jedoch bis in die heutige Hausarztpraxis geschafft. So kann zum Beispiel eine Zunge, die beim Herausstrecken zu einer Seite hin abweicht, auf einen unbemerkten Schlaganfall hinweisen. Gestaute, dicke Venen an der Zungenunterseite könnten Zeichen einer Herzinsuffizienz sein.
Eine Zungendiagnostik nach der TCM setzt profunde Kenntnisse voraus. Das komplexe Geflecht der fünf Funktionskreise (Organe) im Zusammenspiel mit Fülle und Leere, Feuchtigkeit und Trockenheit, Wärme und Kälte, bilden den Hintergrund für eine professionelle Zungendiagnostik. Daher sollten Diagnosen nicht in Eigenregie anhand farbiger Tafeln und einem Blick in den Spiegel vorgenommen werden. Oberflächliche Verfärbungen auf der Zunge lassen sich nicht einfach, je nach Farbton, einer bestimmten Krankheit zuordnen.
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